Pařízek, Dušan Robert (Czech republic)
(*13.08.1941, Brünn)
Der Regisseur, Schauspieler, Dramatiker und Übersetzer Dušan R. Pařízek begann seine Theaterkarriere 1961 als Mitglieder des Ensembles „Theater Pantomim“ (Leitung Prof. Jiřina Ryšánková JAMU); 1963-1966 als Schauspieler am Brünner Radost- und Jugendtheater. 1966 wurde er an das Staatstheater Brünn engagiert, wo er bis 1970 als Autor, Schauspieler und künstlerischer Leiter der Experimentaltruppe „Pantomime des Staatstheaters Brünn“ arbeitete. Für die Stücke „Verwandlungen“ (Premiere 12.10.1967 ND Brünn), „Eine Geschichte nur für alle“ (Premiere 05.10.1968 ND Brünn) und „Labyrinth“ (Premiere 09.06.1969 ND Brünn) erhielt er im Mai 1968 den Preis des neu gegründeten Verbandes tschechoslowakischer Schriftsteller und Dramatiker in Höhe von 30.000 Kč. Mit der Aufführung „Verwandlungen“ nahm das Ensemble an europäischen Theaterfestivals in England, Belgien und der Schweiz teil.
Im Jahr 1968 unterzeichnete er das 2000-Wörter-Manifest und initiierte dessen Unterzeichnung am Staatstheater Brünn. Weitere Ereignisse führten dazu, dass er ins Exil ging; und so begann seine Mitwirkung an Theatern in den Niederlanden, Belgien, Österreich, der Schweiz und Deutschland (u. a. Theaterfestival Ruhrfestspiele Recklinghausen, Theaterfestival Spectrum Villach, Carrousel und DeLaMar Theater Amsterdam, Koninklijke Schouwburg Den Haag, Schauspielhaus Zürich, Staatstheater Stuttgart, Staatsoper Karlsruhe, Staatstheater und Residenztheater München, Staatstheater am Gärtnerplatz München, Schauspielhaus Hamburg, Schauspielhaus Lübeck, Schauspielhaus Düsseldorf, Stadttheater Dortmund, Brahmsaal des Musikvereines Wien, Mozarteum Salzburg, Schauspielhaus Graz, Landestheater Tübingen, Schauspielhaus und Oper Frankfurt, Nationaltheater Mannheim).
In den 1970er und 1980er Jahren trat er in vielen Theatern Westeuropas in Autorenproduktionen auf (u.a. „Der Henker“ „Alltagsgeschichten“, „Metamorphosen“, „In memoriam Paridis“, „Divertimento“, „Wenn die Maske fällt …“ – mit szenischer Musik des Komponisten Jan Novák).
In den Jahren 1973–80 arbeitete er an der American Opera School AIMS in Graz als Dozent für Bühnenbewegung und Schauspiel, in den Jahren 1977–87 auch an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart, wo er Bühnenbewegung und Schauspiel unterrichtete und lehrte von 1979 bis 1983 Bühnenbewegung und Schauspiel an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Mannheim.
1974 war er als Autor, Schauspieler und Co-Regisseur an der Entstehung der 45-teiligen Fernsehserie „Alltagsgeschichten“ für das Westdeutsche Fernsehen in Köln (WDR) beteiligt. Ein Jahr später war er Co-Autor des satirischen Fernsehfilms „Links und Rechts vom Bundeskanzler“, in dem er mehrere Rollen spielte (darunter die Hauptrolle – Kanzler Schmidt). Als Autor, Schauspieler und Regisseur arbeitete er außerdem mit dem österreichischen Fernsehsender ORF zusammen: Der Fernsehfilm „Ist Ungleichheit Schicksal?“ (1975), in dem er die Hauptrolle spielte, wurde auf der internationalen Konferenz HABITAT in Vancouver, Kanada im Jahr 1977 mit dem Hauptpreis ausgezeichnet. Unter dem Titel „Geschichtenerzähler“ realisierte der ORF1976 ein fünfzigminütiges Porträt von D.-R. Pařízek.
Zur Unterstützung der Charta 77 wurde 1977 von Dušan R. Pařízek die Initiative tschechischer und deutscher Persönlichkeiten der Kunst „Erbe und Zukunft“ in München gegründet, die bis heute kulturelle und politische Aktivitäten entwickelt. Im Jahr 1977 gründete D.-R. Pařízek das Schlosstheater und die Schlossfestspiele auf dem Schloss in Ellwangen (Baden-Württenberg) mit dem Titel Spectaculum und leitete das Schlosstheater und die Schlossfestspiele bis 1996.
Die Schlossfestspiele präsentierten künstlerische Projekte und Koproduktionen tschechischer und deutscher Künstler. Westeuropäische Künstlerinnen und Künstler und politische Emigranten trafen tschechische Kolleginnen und Kollegen, die als Gäste kamen, um gemeinsam an wissenschaftlichen und künstlerischen Symposien und öffentlichen Podiumsdiskussionen teilzunehmen. Jährlich realisierte er die internationalen Theaterbegegnungen mit dem Titel „Spectaculum“, sowie unter dem Namen „Sommerakademie“, Workshops, Theater- und Kunstakademien. Regelmäßig traten hier Ensembles aus Holland, Belgien, Frankreich, Spanien, Italien, der Schweiz, Österreich,
der Tschechoslowakei, USA und Deutschland auf.
In den 1980er Jahren inszenierte er für das Schlosstheater eigene musikdramatischen Projekte u. a. „Metamorphosen“, „Der Henker“ und „Divertimento“, an deren Umsetzung er gemeinsam mit dem Komponisten Jan Novák arbeitete. 1982 veranstaltete er zusammen mit diesem bedeutenden Komponisten das erste internationale Musik- und Literaturfestival LUDI LATINI. Im Rahmen des Festivals wurden von Jan Novák vertonte lateinische Texte und der erste Teil des Melodrams „In memoriam Paridis“ von J. Novák und D.-R. Pařízek aufgeführt.
Nach 1990 inszenierte DRP u. A. die Uraufführungen der Schauspiele „Lieben“ (von Karel Steigerwald) und „Troja '91“ (von Alexander Kliment), die Musik für beide Inszenierungen komponierte Pavel Blatný.
1984 gründete D.-R. Parizek in der benachbarten Stadt Aalen ein neues Theater mit dem Titel OstWürttembergischesTheater (OWT Aalen), das er mit seiner Inszenierung von Lewis J. Carlins Stück „Käfige“ 1985 eröffnete. Heute trägt das Theater den Namen Stadttheater Aalen.
In den folgenden Jahren inszenierte er „Ein Bericht für eine Akademie“ (Franz Kafka), „Der Kontrabass“ (Patrick Süskind), „Fräulein Julie“ (August Strindberg), „Traumstadt“ (Jean Paul), „Der Liebhaber“ (Harold Pinter), „Taschentheater“ (Jean Cocteau), „Strahlende Zeiten“ ( Raymond Briggs), Texte von Woody Allen unter dem Titel „Der Tod klopft“, „Geschichte vom Soldaten“ (Igor Strawinsky), „Balladen und Märchen für große Menschen“, (D.-R. Pařízek, D. Pařízek-Tusa), „Krieg im dritten Stock“ und „August, August, August“ (Pavel Kohout), „Darf ich mitspielen?“ (Marcel Achard), „Der kleine Prinz“ (Antoine de Saint-Exupéry), „Kästner-Revue“ (Erich Kästner), „Es war die Lerche“ (Ephraim Kishon), „Der Diener zweier Herren“ (Carlo Goldoni), „Abel, wo ist dein Bruder? (Juliu Edliss), „Die ganz begreifliche Angst vor Schlägen“ (Georges Courteline), „Oh, schwöre nicht und küsse nur...“ (Heinrich Heine), „Die Kleine Freiheit“ (Texte von verbotenen jüdischen Autoren und Dichtern der 20. und 30er Jahre des letzten Jahrhunderts), „Zum großen Wurstel“ (Arthur Schnitzler), die deutsche Erstaufführung von „Ein Traum von der Sommernacht“ (William Shakespeare, Pavel Kohout), die deutsche Erstaufführung von „Don Quijote“ (Jewgenij Svarc) etc. In Zusammenarbeit mit der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe veranstaltete er im Jahr 1978 im Rahmen der „Schlossfestspiele“ den ersten dreiwöchigen Bildhauerworkshop mit Symposium und anschließender Ausstellung unter der Leitung des deutschen Bildhauers tschechischer Herkunft Otto Herbert Hajek in Ellwangen, der in den folgenden Jahren zu einem festen Bestandteil des Festivals wurde. Im Rahmen dieses Programms stellten tschechische Künstler wie Ladislav Dydek (1980), František Kyncl (1988), Aleš Veselý (1991) und Helga Weissová-Hošková (1994) aus; Außerdem präsentierte die Ausstellung „Europäische Szenographie und Theaterplakate“ (1982) 900 Exponate (Originalentwürfe und Plakate) von 125 europäischen Theatern aus neunzehn Ländern, darunter u.a. von so prominenten Persönlichkeiten wie Otto Herbert Hajek, Achim Freyer, Josef Svoboda).
Bei der Uraufführung von Mauricio Kagels Oper „Die Erschöpfung der Welt“ spielte Pařízek als Co-Regisseur und Choreograf eine bedeutende Rolle. Die Uraufführung fand am 9.Februar 1980 am Staatstheater Stuttgart statt und war eine von Pařízeks ersten kreativen Arbeiten auf dem Gebiet des modernen Musiktheaters. Darüber hinaus wirkte er als Co-Regisseur und Choreograf beispielsweise bei der Uraufführung von Udo Zimmermanns Oper „Der Schuhu und die fliegende Prinzessin“ am Staatstheater am Gärtnerplatz München mit (1975).
Das Interesse an den historischen Wurzeln des Theaters spiegelte sich von Anfang an in Pařízeks Werk wider, vor allem in seinen im Rahmen der Sommerfestspiele der Stadt München präsentierten Theaterstücken „Von Zanni bis Hanswurst“ (1981), „Masken, Mimen, Marionetten“ (1985) und schließlich in der szenischen Umsetzung des historischen Textes des Johannes von Saaz „Der Ackermann aus Böhmen und der Tod“, den er 1984 und 1991 in Zusammenarbeit mit der Katholischen Akademie in Dortmund und im Schlosstheater Ellwangen aufführte. Die Produktion wurde 1992 in 73 Städten der Tschechoslowakei im Rahmen des deutsch-tschechischen Kulturprojektes „Erbe und Zukunft“ aufgeführt. Die tschechische Version, in der Inszenierung von D.-R. Parizek, wurde 1993 mit der Musik von Jiří Pavlica, als Melodram, erfolgreich wiederbelebt, mit Alfred Strejček (als Ackermann) und Jitka Molavcová (als Tod), die für die Rollengestaltung den Thalia-Preis erhielt. Die Aufführung, die für die beste Aufführung des Jahres nominiert wurde, erlebte in der Saison 1996–97 Repräsentationen in beiden Sprachformen, Deutsch und Tschechisch. Insgesamt erreichte „Der Ackermann und der Tod“ bis heute 990 Reprisen.
1993-1995 organisierte und leitete D.R. Parizek das internationale „Faustsymposium“ unter Beteiligung belgischer, deutscher, italienischer, österreichischer und tschechischer Persönlichkeiten der Theaterwissenschaft, Philologie und Theaterpraxis, mit Teilnehmern wie der Theaterexpertin, Theaterhistorikerin, PhDr. Eva Šormová, Theaterinstitut Prag, („Faustiánien im Konzentrationslager Theresienstadt“), dem Theaterforscher PhDr. Jan Jiroušek, Ludwig-Maximilians-Universität München, dem Theaterwissenschaftler und Journalisten, PhDr. Vladimír Just, Prag, der Theaterhistorikerin, PhDr. Ljuba Klosová, Prag, dem Intendanten des Theaters hinter dem Tor, Otomar Krejča, Prag, dem Direktor des Stadttheaters Brünn, Stanislav Moša, dem Literaturhistoriker und Übersetzer, Prof. PhDr. Jindřich Pokorný, Prag, dem Theaterexperten Prof. PhDr. Wilfried Passow (Universität Salzburg), dem Schriftsteller, Kabarettisten und Musiker Jürgen Scheller, „Lach und Schiessgesellschaft München“, dem Intendanten und Regisseur, Walter Tillemans, Stadsschowburg Antwerpen, dem Theaterforscher, Prof. Dr. Volker Klotz (Universität Stuttgart) und dem Literaturhistoriker und Germanisent, Prof. Dr. Luigi Tacconelli, Università degli Studi G. d‘Annunzio" in Chieti – Pescara.
Im Jahr 1996 wurde Dušan R. Pařízek Mitglied des tschechischen PEN-Clubs.
1997 dramatisierte und adaptierte D.-R. Pařízek die altböhmische Erzählung „Das Weberlein“ für die Bühne. Anschließend wurden seine Inszenierungen von „Ackermann und Tod“ und „Das Weberlein“ (in Tschechisch und Deutsch) in mehreren deutschen und tschechischen Städten präsentiert, gefolgt von einem internationalen Symposium im Kloster Tepl, das in Zusammenarbeit mit der Hussitischen Theologischen Fakultät der Karls-Universität in Prag durchgeführt wurde (1997). In den folgenden Jahren entwickelte D.-R. Pařízek umfangreiche Aktivitäten zur Versöhnung zwischen Deutschen und Tschechen und zur Erneuerung und Erweiterung der tschechisch-deutschen Kulturkontakte.
Von 1990 bis 2003 leitete er das deutsch-tschechische Kulturprojekt „Erbe und Zukunft“, das von Anfang an unter der Schirmherrschaft vom Innenministerium der Bundesrepublik Deutschland stand, vom BMI auch finanziell gefördert wurde. Die Veranstaltungen des Kulturprojektes „Erbe und Zukunft“ wurden in 73 Städten der Tschechoslowakischen Republik mit der Unterstützung des deutschen und tschechischen Außenministeriums durchgeführt.
Ziel des Projekts war es, durch den gegenseitigen Austausch von künstlerischen Produktionen, Lesungen, Ausstellungen, Podiumsdiskussionen, Konzerten und Symposien den friedlichen Meinungsaustausch zwischen Deutschen und Tschechen ins Leben zu rufen.
Die Redakteurin und Dramaturgin des Tschechischen Rundfunks, Alena Zemančíková, schrieb: „Eine der wichtigen Persönlichkeiten der tschechisch-deutschen Ereignisse in den 90er Jahren, an die ich mich erinnere, war der Regisseur Dušan Parízek sen., der dem Direktor des Theaters in Eger František Hromada anbot, solche Veranstaltungen gemeinsam mit der Unterstützung von „Erbe und Zukunft“ Kulturprojekt dem breiten tschechischen Publikum anzubieten. Die Unterstützung der Erbe und Zukunft Stiftung ermöglichte es dem Westböhmischen Theater, einige Inszenierungen zu Themen unserer gemeinsamen Geschichte auf die Bühne zu bringen, die wir nie so lange und an so vielen Orten hätten aufführen können. Wenn wir ein Honorar für die Aufführungen wie z.B. Alena Wagners „Entfernte Erinnerungen“ oder „Der Ackermann und der Tod“ auf Deutsch von Johannes von Saaz in einer Doppelaufführung mit „Weberlein“, einer Erzählung aus der gleichen Zeitepoche, verlangen müssten, hätten wir nicht spielen können, weil fast niemand im tschechisch-deutschen Grenzgebiet für solche Thematik Eintritt bezahlen wollte… Nur dank der Tatsache, dass die Kosten für die Inszenierungen und Durchführungen dieser Produktionen von der Initiative „Erbe und Zukunft“ übernommen wurden, war es dem Theater möglich, in den Städten und Gemeinden der Region, auf die sich die Geschichten bezogen, diese Inszenierungen aufzuführen“.
Anlässlich der Unterzeichnung des deutsch-tschechischen Vertrages 1997 dankte Präsident Vaclav Havel der Initiative „Erbe und Zukunft“ „für ihre maßgebliche Hilfe bei der Überwindung des gegenseitigen Misstrauens zwischen den beiden Nationen und bezeichnete sie als eine erfolgreiche Diplomatie der kleinen Schritte“.
Im Jahr 2002 schrieb D.-R. Pařízek das Libretto für die Kammeroper „Der Ackermann und der Tod“. Die Uraufführung fand am 26. Januar 2003 in der Prager Staatsoper statt. Die Musik für die Oper wurde von Emil Viklický komponiert. Regie: Dušan R. Pařízek, Choreografie: Pavel Šmok. Bühne und Kostüme: Jan Dušek.
In den Jahren 1999–2001 initiierte Pařízek in Zusammenarbeit mit dem Prager Kammertheater unter dem Namen „Prag-Berlin“ die Gründung des Festivals für tschechische Kunst und Kultur in der Bundesrepublik Deutschland, dessen erstes Jahr unter der Schirmherrschaft des Kulturministers der Tschechischen Republik, Pavel Dostál, und des Bundestagsvorsitzenden Wolfgang Thierse, des Botschafters der Tschechischen Republik in Deutschland Boris Lazar, des Prager Bürgermeisters Jan Kasl und des Berliner Bürgermeisters Klaus Wowereit stattfand.
Am 15. November 2001 fand im Festsaal des Berliner Rathauses ein Treffen mit tschechischen Schriftstellern und Musikern statt, an dem die Schriftsteller Ludvík Vaculík, Jan Trefulka und Alexander Kliment teilgenommen haben. Musikalisch wurde das Treffen von Zuzana Lapčíková, Emil Viklický und Jiří Pavlica begleitet. Damit wurde der Grundstein für das Festival der tschechischen Kunst und Kultur in Deutschland, mit dem Titel „Prag-Berlin-Festival“ gelegt.
Die Gründung des Festivals für tschechische Kunst und Kultur war eine natürliche Fortsetzung der Initiative „Erbe und Zukunft“. Mittlerweile blickt die Initiative auf eine 50-jährige Geschichte zurück und ihre Tätigkeit trägt zu einem konstruktiven Dialog zwischen Tschechen und Deutschen bei.
Seit 2001 bereichert das Festival Prag-Berlin das kulturelle Leben in der Hauptstadt Berlin und anderen Städten der Bundesrepublik Deutschland. Das Festival Prag-Berlin präsentierte in den letzten Jahrzehnten dem deutschen Publikum mehrere Dutzend Theaterproduktionen, Filme, Konzerte verschiedener Musikrichtungen, Ausstellungen und Multimedia-Projekte. Das deutsche Publikum hatte in den vergangenen Jahren (u.A. in Berlin, Bremen, Dresden, Düsseldorf, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, Potsdam) die Möglichkeit, bedeutende Theater-, Opern- und Tanzaufführungen führender tschechischer Theater (u. A. ND Brünn, ND Prag, Staatsoper Prag, Theater am Geländer Prag, Stadttheater Brünn, Kammertheater Prag, Klicpera-Theater in Hradec Králové) zu sehen. Mit diesen Aktivitäten leistet das „Festival Prag-Berlin“ einen entscheidenden Beitrag zur Vertiefung des Wissens und damit zur besseren Verständigung und Versöhnung zwischen Tschechen und Deutschen.
Das bringt auch heute, drei Jahrzehnte nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, Impulse für die Überwindung der Unkenntnis der Kultur und Traditionen des Nachbarstaates und damit der Überwindung der Sprachbarriere. Im Rahmen des Festivals werden Kontakte zwischen Künstlern verschiedener Genres geknüpft, neue tschechisch-deutsche Projekte entstehen und es findet regelmäßig ein Treffen der Kulturschaffenden beider Länder statt. Gleichzeitig vergisst das Festival nicht, unbequeme Themen der tschechisch-deutschen Vergangenheit zu präsentieren, die gute tschechisch-deutsche Beziehungen behindern: Literatur-, Musikprogramme und Filme erinnern regelmäßig an die Opfer des Nationalsozialismus unter der tschechischen und jüdischen Bevölkerung und sind ein fester Bestandteil Teil des Festivalprogramms.
Im Rahmen des Projekts „Festival Prag-Berlin“ hat Dušan Robert Pařízek die Texte von Autoren ausgewählt, szenisch bearbeitet und inszeniert, die im Konzentrationslager Theresienstadt inhaftiert waren – darunter sind es u. A. Inszenierungen wie „Vedem I-III“ (Petr Ginz, Hanuš Hachenburg, Petr Kien), „Fremde Wiegen“ (Ilse Weber), „Nacht und Hoffnung“ (Arnošt Lustig, Camill Hoffmann), „Kabarett in Theresienstadt“ (Karel Švenk), „Aus dem Leben eines nicht lebenden Dings“ (Eva Ginzova, Zdenek Ornest, Jiří Brady, Kurt Kotouč), „Alla Valse Viennese“ (Myra Gruhenberg, Leo Straus), „Lach dich gesund“ (Hans Hofer, Kurt Geron, Karl Kraus), „Švenk, Štraus, Schaechter“ (Karel Švenk, Leo Štraus, Raphael Schaechter), „Wie lange noch ...“ (Ilse Weber, Petr Ginz), „Erinnerungen an die Zukunft“ (Gertrud Groag, Else Lasker Schüler), „Der Wille zum Leben liegt in der Musik“ (Erwin Schulhoff, Walter Lindenbaum), „Karussell“ (Hanuš Hachenburg, Jiří Kotouč, Zdeněk Ohrenstein), „Hier wird man nicht vor Verlangen dick“ (Julius Brammer, Fritz Grünbaum, Walter Lindenbaum), „Und dazu spielte die Musik“ ((Rudolf Lewysohn, Fritz Rotter, Otto Stranský), „Sei Kaiser meiner Seele“(Fritz Gruenbaum, Arnold Golz/Goldstein, Adele Jellinek, Jiří Stein, Ilse Weber), „Hofsänger“ (Julius Brammer, Rudolf Friml, Erich W. Korngold), „Paradies“ (Elsa Bernstein, Zdeněk Eliáš, Kurt Kapper, Béda Levy/Löhner, Felix Porges), „Die kleine Freiheit“ (Julius Brammer, Fritz Grünbaum, Jacob Jakobs, Felix Josky, Karl Kraus, Béda Levy/ Löhner, Fritz Reutter, Shlomo Secunda, Otto Stransky, Jiri Voskovec/Wachsmann,Jan Werich), „Die Kunst aufzuhören“ (Arnold und Emil Golz, Fritz Grünbaum, Hersch Kohn, Béda Levy/Löhner, Leo Straus), „Wozu des Herbstes denken“ (Myra Gruhenberg, Walter Lindenbaum, Otto Stransky, Ilse Weber), „Dass einst der Engel zu den Vätern kam …“, „Dass man uns gleich erkennt“, „Emigrant“, (u.A. Hanuš Hachenburg, Petr Ginz, Myra Gruhenberg, Adele Jelinek, Kurt Kapper, Walter Lindenbaum, Leo Straus, Ilse Weber zum Gedenken an den ersten Transport nach Theresienstadt am 24. November 1941), „Irgendwo“, „Revue um jeden Preis“ (Musikalisch-literarisches Gedenken an die Befreiung vom Vernichtungskonzentrationslager Auschwitz-Birkenau am 27. Januar 1945, mit Texten und Musik von u.A. Julius Brammer, Fritz Grünbaum, Hersch Kohn, Karl Kraus, Beda Levy / Löhner, Walter Lindenbaum, Otto Stransky, Leo Straus, Theobald Tiger, Ilse Weber, Persönlichkeiten der Kunst, die in der Hölle des Dritten Reiches wegen ihrer Meinung, Religion, oder Kunstrichtung, als entartet verboten, verfolgt, erniedrigt und ermordet wurden. Ihre Werke offenbaren uns ihr großes Schaffen.
Im Rahmen des Prag-Berlin-Festivals adaptierte und inszenierte Dusan R.Parizek auch die Texte bedeutender tschechischer Autoren, darunter die literarischen und musikalischen Aufführungen „Schule des Humors“ (Jaroslav Hašek), „Ich diente dem englischen König“ (Bohumil Hrabal). ), „Feiglinge“ (Josef Škvorecký), „Guten Wein trinkt man im Stehen“ (Ivan Blatný, Ludvik Kundera, František Listopad, Oldřich Mikulášek, Jan Skácel), „Haas, Brod, Urzidil“ (Hugo Haas, Otto Brod, Johannes Urzidil), „Audienz“, „Protest“ und „Vernissage“ (Václav Havel), „Apokryphen“ (Karel Čapek), „Das Leben ist nur ein Zufall“, „Bugatti Step“, „Europa ruft“, „Kleider machen Leute“, „Wiedersehen in besseren Zeiten“, „Europa Arche Noa“, „Nichts ist Definitiv“, „Quo vadis Europa?“ (Jaroslav Ježek, Jiří Voskovec, Jan Werich).
Am 17. Dezember 2009 verlieh das Außenministerium der Tschechischen Republik an Dušan R. Pařízek, dem Gründer der deutsch-tschechischen Initiative „Erbe und Zukunft“ und des Festivals „Prag-Berlin“ die „Ehrenmedaille für außergewöhnliche Verdienste um die guten Beziehungen zwischen Tschechen und Deutschen“ im Festsaal des Berliner Rathauses.
Am 14. Juni 2019 wurde Dušan Robert Pařízek vom Außenministerium der Tschechischen Republik mit dem „Gratias Agit“ Preis ausgezeichnet. Der Außenminister verlieh den Gedenkpreis an fünfzehn bedeutende Persönlichkeiten für die Verbreitung des guten Rufs der Tschechischen Republik im Ausland. Für die Preisträger hielt Dušan Robert Pařízek eine Dankesrede.